1.2 Zeitliche Gestaltung

Ein ganz wesentlicher Punkt, der im ersten Teil unseres Guidebooks zu Konzeption und Formaten immer wieder angesprochen wird, ist die zeitliche Gestaltung digitaler Veranstaltungen. Auch die ist nämlich anders als bei Veranstaltungen vor Ort! Wir müssen bedenken, wie anstrengend es auf Dauer ist, die 2D-Video-Streams in das gewohnte 3D umzurechnen und all die kleinen Irritationen zu reflektieren (“Warum guckt der mich nicht an, wenn ich mit ihm rede?”). Wir kennen sie alle, die “Zoom-Müdigkeit”:

“Wir investieren in Videokonferenzen viel mentale Energie, um fehlende soziale Hinweisreize herzuleiten. Wir sind – teilweise unbewusst – ständig am Ergänzen und Interpretieren dieser sozialen Situation. Gleichzeitig verarbeiten wir das Gesagte und erhalten ja den Dialog aufrecht. Unsere kognitiven Kapazitäten, all dies gleichzeitig zu tun, sind begrenzt. Das strengt uns an – und macht uns müde” (Prof. Dr. Carmen Zahn, Hochschule für Angewandte Psychologie am 15. Mai in der Neuen Zürcher Zeitung)

Außerdem müssen wir natürlich auch daran denken, dass weiterführende Informationen zu Inhalten oder Redner:innen sowie Ablenkungen aller Art (“Sie haben Post!”) nie mehr als drei Klicks entfernt sind. So manche Konferenz-Profis sind das natürlich schon gewohnt. Sie googeln, twittern und mailen ständig, was um sie herum passiert. Für die meisten anderen ist es aber nicht der normale Modus, zwischen audiovisuellem Input und textbasierter Diskussion hin und her zu switchen. Als Veranstalter:in sollte man das dementsprechend auch nicht erwarten!

Mythos Multitasking Lernen ist eine kognitive Aufgabe, für die das Arbeitsgedächtnis, der Teil unseres Gedächtnisses, in dem wir Informationen temporär ‘speichern’ und ‘verarbeiten’, einen begrenzenden Faktor darstellt. Je mehr wir gleichzeitig zu verarbeiten versuchen, desto weniger Aufmerksamkeit können wir den einzelnen Dingen widmen. Im Ergebnis machen wir mehr Schusselfehler, sehen dabei aber kompetent und wichtig aus. Mukerji, Nikil (2018): Lernmythen. In: skeptiker. Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken (2/2018), S. 55f.

🔎🔎 Weiterer Input gesucht! 🔍🔍

Du hast zu diesen Thema ebenfalls Erfahrungen gesammelt?

👉👉 Mach mit! und teile sie mit uns!

Last updated